Carl Friedrich von Rumohr

Wer immer sich mit der Person Carl Friedrich von Rumohrs befasst, dem erschließt sich ein außergewöhnlicher Mensch. Ein Mensch mit einem Leben in einer außergewöhnlichen Zeit. Vielleicht mit einem Leben als Spiegelbild dieser Zeit.

Geschichtliches

1785 bis 1843 - Jahre der Umwälzungen und Veränderungen, die kaum in wenigen Worten faßbar sind. Französische Revolution, die Kriegszüge Napoleons in Europa, Zusammenbruch traditioneller Strukturen in Preußen und Österreich, Gründung der Rheinbundstaaten, Befreiungskriege, Wiener Kongreß, Neuordnung Deutschlands, landwirtschaftliche Reformen, beginnende Technikentwicklung und Industrialisierung, Burschenschaften, Wartburgfest, Demagogenverfolgung, Hambacher Fest, Revolution von 1848.

Vom geistigen Leben war es die Zeit der Aufklärung, der Philosophie des deutschen Idealismus, der Romantik und des Biedermeier. Loslösung von einem Jahrhundert französischer Dominanz und Rückbesinnung auf eigene Werte und kulturelle Leistungen, erwachendes Nationalbewußtsein, Aufblühen der Geisteswissenschaften.

Als Wegbereiter dieser Epoche stehen Namen wie Lessing, Klopstock, Herder, Kant, Schiller, Hegel und in der Musik Bach, Händel, Gluck, Haydn und Beethoven. Von diesen Wegbereitern setzt sich die Massierung bedeutender Persönlichkeiten in das Leben von Rumohrs fort.

Zitate & Anekdoten

Von Rumohr war Kaufmann, Historiker, Kunsthistoriker, Künstler, Schriftsteller, Fachmann für Fragen der Landwirtschaft und Bewässerung, Mäzen Gastgeber und Gastrosoph. Diese Aufzählung spricht für sich: Seine reiche Begabung lag in der Vielseitigkeit. Sie bedeutete aber keine reine Anhäufung von Wissen. Die Genialität zeigte sich in der Voraussicht von Entwicklungen und dem Blick für das unmittelbar Mögliche.

In Gesellschaft wird er als anregender und humorvoller Partner geschätzt. Von Rumohr ist originell und begeisterungsfähig.

Geniale Menschen finden ihre Grenzen immer dort, wo sie sich nicht mehr verstanden fühlen. Von Rumohr reagierte launisch, impulsiv und unmotiviert streitsüchtig. Seine homoerotische Komponente mag dabei mit eine Rolle spielen. Im Verlauf seines Lebens zerbrechen alle familiären Bindungen, Freundschaften und Kontakte über kurz oder lang an seinen Stimmungswechseln. Er führt kein geregeltes Leben, nirgendwo hält es ihn lange. In den letzten Jahren leidet er fast an Verfolgungswahn. Von Rumohr für sich gesehen war kein glücklicher Mensch.

Der Faszination seiner Persönlichkeit schadet das nicht. Und er bleibt der Mitbegründer der deutschen Kunsthistorik, Begründer des deutschen Denkmalschutzes und herausragender deutscher Gastrosoph.

Von Rumohr brauchte sich beim Essen sicherlich nicht einzuschränken und hatte darüber hinaus ausreichend Gelegenheit, besondere Mahlzeiten mitzuerleben. Der Gepflogenheit der Zeit entsprechend, versorgte er andere mit ausgefallenen Produkten und Spezialitäten, wie andere an ihn dachten oder er es von ihnen verlangte. Von Rumohr beherrschte aber augenscheinlich auch die Praxis. Zitat Bettina Brentanos 1809: "Von Rumohr habe am Ammersee acht herrliche Tage mit Singen, Pfeifen und Kochen zugebracht."

1827 schreibt Bettina von Arnim ihrem Mann aus Berlin: "Von Rumohr geht in wenigen Tagen wieder weg. Es hat ihm ungemein leid getan, Dich nicht zu treffen. Er ist viel dicker wie Savigny und sieht komisch aus. Kein Mensch kann ihm gut kochen. Aber Fliedermus ist sein Lieblingsgericht. Ich muß ihm allen Morgen einen Tassenkopf voll schicken." Bettina war bekannt dafür, dass sie gern flunkerte. Ihr Mann antwortete dementsprechend ironisch: "Will von Rumohr hier kochen, so mag er kommen. Eine Küchenschürze soll ihm sogleich als Ehrenzeichen umgebunden werden."

Von der Malerin Louise Seidel erfahren wir vom zweiten Italienaufenthalt: "Von Rumohr ist der liebenswürdigste Gastgeber und präsidiert ländlichen Festen, wobei die Tafel ganz nach vaterländischer Weise eingerichtet war. Es wurden Kunstgegenstände besprochen. Dazwischen zeichnet von Rumohr auf kleinen Stückchen Papier mit flinker Hand eine Menge seiner ergötzlichen Karikaturen. Eine Angewöhnung, von welcher er sich zu allen Zeiten und an jedem Orte beherrschen ließ. Die Aufwartung bei Tafel versah ein sehr gewandter Mensch, der zugleich als Koch fungierte, dabei aber gebildet genug war, um häufig mit seinem Herrn dessen Lieblingsspiel, das Schach, spielen zu können." - Letzteres ein Mini-Porträt des Dieners Joseph König.

Über von Rumohrs Kochbuch notierte Cottas Konkurrent Brockhaus in sein Tagebuch: "Ein seltsames, aber geistreiches Buch, das mehr praktische Weisheit enthält als manches dicke philosophische Werk."

Lebenslauf

1785 - Geburt und Kindheit

Carl-Friedrich von Rumohr wird am 6. Januar im Barockschlößchen von Reinhardtsgrimma geboren, ein kleiner Ort 25 km von Dresden gelegen. Vater Henning von Rumohr (1722-1804) entstammt einer Uradelsfamilie aus Holstein, die sich bis in das 12. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Er ist in zweiter Ehe mit Wilhelmine Baronesse von Fersen verheiratet. Die Familie muss Reinhardtsgrimma kurz nach seiner Geburt verlassen haben. Von Rumohr verbringt seine Kinder- und Jugendjahre auf den Gütern des Vaters bei Lübeck.

1799 - Schulbildung

Besuch des Gymnasiums in Holzminden.

1802 - Studium

Studium der Mathematik, Philologie und Historik an der Universität in Göttingen bis 1804.In dieser Zeit tritt er in die katholische Kirche über.

1803 - Tod des Vaters

Tod des Vaters. Von Rumohr erbt die Güter Bliesdorf, Schenkenberg mit Rothenhausen und Krempelsdorf sowie die gesamte Bibliothek mit allen "Charten". Von Rumohr war jetzt finanziell unabhängig. Seine Einkünfte beliefen sich auf etwa 5.500 Reichstaler - als Zinsen aus Kapitalvermögen und Abgaben von lauenburgischen Bauern. Zum Vergleich: Jährliche Einkommen eines Gutsverwalters 200, eines Dorfschullehrers 30 und von Goethe als Minister in Weimar 1.800 Reichstaler.

1804 - Italienreise

Erste Italienreise zusammen mit den Malerbrüdern Franz und Johannes Riepenhausen und Ludwig Tieck. Er schließt Bekanntschaften mit den Malern Schick und Koch sowie den Brüdern von Humboldt.

1806 - Künstlerisches Schaffen

Nach seiner Rückkehr aus Italien in 1806 reist von Rumohr nach Hamburg und macht dort Bekanntschaft mit Runges. Später reist er weiter nach München, wo er sich für die Philosophie Schellings begeistert. Ausserdem arbeitet er an einer Sammlung mittelalterlicher Baudenkmäler in Deutschland.

1808 - Weitere Reisen

Aufgrund seines nationalen Engagements entgeht von Rumohr in Erfurt nur knapp der Verhaftung durch die Franzosen. Er flieht nach Prag, Wien und München und schließt in dieser Zeit Bekanntschaften mit Robert Langer, Sohn des Kunstakademiedirektors in München, dem bayerischen Kronprinzen und Bettina Brentano.

1811 - Malerei und Dichtung

Rückkehr auf die Güter in Norddeutschland. Hier malte und dichtete von Rumohr und arbeitete an kunstgeschichtlichen Studien.

1815 - Kunstaltertümer und Goethe

Von Rumohrs wiederholte Pläne zur Gründung einer Gesellschaft deutscher Kunstaltertümer scheitert. Besuch bei Goethe und längerer Aufenthalt in Weimar.

1816 -Zweite Italienreise

Zweite Italienreise zusammen mit dem Weimarer Kunstschüler Franz Horny. Von Rumohr trat jetzt deutlicher als Mäzen in Erscheinung. Von Rumohr blieb bis 1821 in Italien. Bei der Rückkehr über München machte er Bekanntschaft mit Cottas. Es folgte eine Tätigkeit für den Hamburger Kunstverein und die Förderung junger Hamburger Künstler.

1825 - Berlin

Aufenthalt in Berlin bis 1827. Druck von Band 1 und 2 seiner Italienischen Forschungen (Band 3 erscheint 1831), die großen Einfluss auf seine Zeitgenossen wie von Humboldt, Hegel und Marx hatten. Er pflegte den Umgang in Berlin mit Hirt, Schinkel und Waagen sowie dem preußischen Kronprinzen.

1828 - Dritte Italienreise

Dritte Italienreise begleitet von Friedrich Nerly, dessen Ausbildung von Rumohr übernommen hatte. Die Führung des preußischen Kronprinzen durch Florenz und Siena führt zu einem freundschaftlichen Verhältnis mit ihm und dem späteren Friedrich Wilhelm IV. Der Bericht hierüber ist in von Rumohrs "Drei Reisen nach Italien", erschienen 1832, nachzulesen. 1829 kehrte er aus Italien über Mailand, München und Berlin zurück nach Deutschland. Hier lehnt Friedrich Wilhelm III. von Rumohrs Ernennung zum Direktor der Gemäldesammlungen und Leiter der Museumskommission ab. Von Rumohr zieht sich enttäuscht auf sein Gut Rothenhausen zurück.

1831 - Dresden

Die Flucht vor Cholera und Familienzwist führte von Rumohr nach Dresden. In seiner Villa in Wachwitz verkehren in dieser Zeit der Dante-Übersetzer Prinz Johann von Sachsen, die Tiecks, Baudissin und Carus. Hier stellte er die 1832 erscheinenden "Deutschen Denkwürdigkeiten" und seine Novellen fertig.

1834 - Kopenhagen

Von Rumohr ordnet die Kupferstichsammlung in Kopenhagen und wird zum Kammerherrn ernannt.

1835 - "Schule der Höflichkeit"

Veröffentlichung des Buches "Schule der Höflichkeit". Es folgten Reisen nach Berlin, Dresden, Prag und Wien.

1836 - Vierte Italienreise

Vierte Italienreise und Studium des lombardischen Bewässerungssystems. Nach seiner Rückkehr verkauft von Rumohr alle seine Güter in Norddeutschland, "um seinen Feinden zu entgehen". Danach folgten Reisen mit Aufenthalten in Prag, Berlin, Kopenhagen, Venedig und Mailand.

1842 - Lübeck

Von Rumohr hat jetzt ein Haus in Lübeck in der Pfaffenstraße 9. Das Haus existiert heute nicht mehr. Von Rumohr hat sich schon immer für die Bewusstmachung künstlerischer Werte in Lübeck eingesetzt. Unterstützung fand er schon frühzeitig mit dem Bürgermeister Carl Ludwig Rock, dem Gründer des Lübecker Kunstvereins. Von Rumohr holt Carl Julius Milde nach Lübeck zur Bestandsaufnahme, Dokumentation und Restauration. Schon 1817 entwickelte von Rumohr allgemeine Richtlinien für Denkmalschutz und Denkmalpflege (das erste deutsche Denkmalschutzgesetz überhaupt).

1843 - Während Badereise verstorben

Von Rumohrs Gesundheitszustand verschlechtert sich. Badereise nach Teplitz. Im Verlauf der Reise stirbt von Rumohr am 25. Juli in Dresden. Er wird auf dem Friedhof in Dresden Neustadt begraben. Der König von Dänemark, Christian VIII., stiftet den von Semper entworfenen, aber heute ersetzten Grabstein. Die Totenmaske wurde von Carus abgenommen.

1837 - Erbe Gustav Poel

Gustav Poel, der 1837 von Rumohrs Nichte Sophie geheiratet hatte, wird sein Haupterbe. 1846 werden von Rumohrs Kunstsammlungen auf zwei Auktionen versteigert.

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